La différence!

Puh, jetzt ist es schon über vier Wochen her, dass ich hier in Frankreich bin. Inzwischen habe ich mich gut eingelebt, kann die meisten Namen der Leute hier und weiß, wo das baguette am billigsten zu haben ist - bei Lidl. Dank dem deutschen Supermarktkettenimperialismus sind auch hier deutsche Supermärkte die günstigten. Hier in Saint-Etienne gibt es viele Lidl, in Laufweite für mich drei. Sinnigerweise findet man dort einige Produkte, deren Ettiketten nicht übersetzt sind, sondern schlichtweg auf deutsch verkauft werden. So wird die lidl'sche "Sprühfertige Schlagsahne" nicht selten zu Kuchen oder Crêpes gereicht.
Ein wenig adaptiert wurde das Supermarktsortiment jedoch: Man findet keine Haferflocken, Spätzle oder gar Maultaschen hier, wohl aber TK-Weinbergschnecken Marke no-name.

Nichts neues: Andere Länder andere Sitten. Auch nach 60 Jahren Elyseenvertrag und jahrelanger EU-Gleichmacherei gilt das immernoch. Die Toilette zum Beispiel: Warum sind in französischen Wohnungen und Häusern (auch in neuen) im Bad nie ein Klo und im Klo nie ein Waschbecken? Wer da die deutsche vorteilhafte sanitäre Norm gewohnt ist wird hier ernüchtert: Nach dem Stuhlgang ist ein Raumwechsel erforderlich nur zum Händewaschen und vor dem Duschen oder nach dem Zähneputzen kann man sich nicht "mal geschwind" auf die Schüssel setzen.

Auch im Hallenbad können einen französische Sitten nur wundern. Das jegliche Badehosen im Shorts-Stil für männliche Artgenossen verboten sind und klassiche Badehosen Pflicht sind, wusste ich ja schon. Dass jedoch auch Bademützen Vorschrift sind, wwar mir nicht klar. Gut, immerhin konnte ich eine ausleihen. Der Anblick von jung und alt, alle mit diesen affigen Badekappen war einfach zu viel. Besonders bei den "coolen" Teenies die ihre Sprünge vom Fünfer vorführen - mit Badekappe =)

Mein Wochenplan hier ist abwechslungsreich, wenn auch noch ausbaufähig. Abends habe ich außer donnerstags eigentlich immer was. Demnächst werde ich mal noch genaueres über meine Aktivitäten hier berichten. Leider bin ich seit heute krankt (Fieber,Spucken). Bitte betet für mich, dass es schnell wieder weg geht.

PS: Noch zum Abschluss ein ewiger Klassiker was deutsch-französische Unterschiede anbelangt, hier verfasst in einem Text, den meine engl. Mitbwohnerin neulich in ihrem Deutschkurs bekam:

Le Bol von Michael Rutschky

Da staunt der Deutsche, wenn er an seinem ersten Morgen in Frankreich die Einheimischen beim Frühstpck beobachtet. Der Franzose trinkt seinen Kaffee aus einer Schüssel, tief und weit wie ein Tal, in das sich der Kaffee wasserfallartig ergießt. Erdgeschichtliche Vorgänge in der Kaffeeschale. Es muss ein Gefühl von weltumspannender Großzügigkeit sein, das der Franzose schon am Morgen mit dem Kaffee zu sich nimmt. Eine Tasse, so unendlic viel größer als der menschliche Mund. Aber der Deutsche muss noch etwas lernen. Andere Länder, andere Sitten. Sein Brot in den Kaffee zu tunken ist in Deutschland verpönt. Das machen nur Bauern und arme Leute. Bürgerkindern wird das früh abgewöhnt. Etwa, weil es so lecker ist?